Rudi (Lkw)

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Eine Odyssee oder mein Weg zu einem etwas anderen Reisemobil

Wunsch und Wirklichkeit und wie alles begann

Ich glaube, es war meine erste Asienreise im Jahr 1993 – 1994. In meinem Leben war in letzter Zeit so einiges schief gegangen und ich entsann mich, dass Bekannte von mir öfters über den Winter mehrere Monate in Asien, vornehmlich in Thailand, verbrachten. Also, Geld hatte ich noch etwas auf der Seite, warum nicht das Land kennen lernen aus dem meine Ex-Partnerin stammt, sich mal Zeit nehmen und über alles nachdenken.

Flug gebucht, Visum geholt und los ging’s. Ich weiß nicht, wie es heute mit dem Visum ist, aber damals musste man einmal ausreisen, kurz über die Grenze nach Malaysia, dann wieder einreisen um weitere Monate in Thailand bleiben zu können. Nach dem Ablauf dieser Zeit fuhr man nach Georgetown auf Penang in Malaysia und beantragte das neue Visum.

Ich trat an einem Morgen aus meinem Hotel (eines der billigeren). Neben dem

Eingang stand ein deutsches Fernreisemobil. Zufällig kam der Besitzer auch gerade dazu und wir kamen ins Gespräch. Kurzum – hier entstand der Gedanke, mit Beginn meiner Rente auch mit einem Allrad-Lkw zu reisen. Meine Vorstellung war ein Mercedes-Kurzhauber. Dass man den auf 7,5 Tonnen ablasten konnte, wusste ich damals noch nicht.

So habe ich mich, nachdem ich eigentlich nach Indien reisen wollte aber kein Visum bekam (wohl wegen einem zeitlichen Visumvergehen bei meiner 2. Asienreise 1999 – 2000) und meine damalige Freundin (heute Frau) zudem nicht sehr begeistert war, dass sie monatelang alleine bleiben sollte, statt dessen zum Lkw-Führerschein angemeldet.

Diesen Schein hatte ich also. So habe ich, weil ich zu der Zeit keine Arbeit in meinem Beruf mehr finden konnte, erst mal jahrelang einen 40t-Zug im Nahverkehr gefahren. Mit Lücken im Lebenslauf ist es in Deutschland, im Gegensatz zu anderen Ländern, kein Vorteil fremde Länder kennen gelernt zu haben. Ich war zu diesem Zeitpunkt auf drei Reisen 31 Monate unterwegs gewesen.

2018: Ein Bild von einem Kurzhauber hängt immer noch bei uns im Wohnzimmer am Kamin. Ich hatte mal gehört, dass man sich ein Bild von seinem Traum an exponierter Stelle aufhängen sollte. Es war Januar und kalt (ich hasse Winter). So habe ich im Internet gesurft und bin aus allen Wolken gefallen. Die Kurzhauber, die ein bzw. zwei Jahre vorher noch so um die 5 – 6.000 € gekostet hatten, schlugen plötzlich mit 13.000 € und mehr zu Buche. Das war mir zu teuer.

Ein Mercedes 1222 AF Frontlenker, Doppelkabine, wird gekauft

Rein aus Interesse bin ich dann noch an einem Samstag bei unserer Ortsfeuerwehr vorbei. Die kannten mich, da sie bei uns schon Mal einen „Hausbesuch“ gemacht hatten. Ich hatte die Thuja beim Unkraut abfackeln angezündet und nur durch den Einsatz von drei Feuerwehren war es gelungen, den Brand unseres Hauses zu verhindern. Einen Kurzhauber gab es nicht, aber sie zeigten mir einen

Mercedes 1222 AF, der verkauft werden sollte.

Im Netz fand ich dann einen Artikel im Lkw-Allrad-Forum welcher diesen Lkw als gute Alternative beschrieb. Vor allem hatte er keinen Turbo, was ein Bauteil weniger ist, welches den Geist aufgeben kann und auch kaum Elektronik. Der Handel mit unserer Gemeinde kam nicht zustande und ich fand in Mainz einen 1222 AF Bj. 1986 mit 28.000 km und in erstklassigem Zustand. Preis unter 10.000 €. Der war von einer Betriebsfeuerwehr und hatte noch nie einen Brandeinsatz. Also nur Bewegungs-fahrten zum Service bei Mercedes und Mal eine Übung.

Noch etwas herunter gehandelt, gekauft und zufrieden nachhause gefahren. Was ich damals nicht wusste, in der Beschreibung war wohl eine Differenzialsperre erwähnt – er hatte aber keine in der Hinterachse. So etwas braucht eine Werksfeuerwehr nicht. Aber dazu später.

Ich fand dann nach ein paar Wochen ein paar Ortschaften weiter bei einem unkomplizierten Bauern einen sehr günstigen Hallenstellplatz mit kostenlosem Stromanschluss. Bei dem war es auch kein Problem, wenn ich mich beim Umbau mal über 2 Stellplätze ausbreitete. Hier begann nun die Wandlung eines Löschfahrzeugs zum Fernreisemobil mit Oldtimer-Kennzeichen. Ein H-Kennzeichen hat so seine Vorteile – günstige Steuer, keine Einschränkung bei Umweltzonen und keine Maut, aber wie sich die meisten schon denken können, auch seine Nachteile.

Alles muss mit dem H-Kennzeichen kompatibel und der Tüv gewillt sein, es einzutragen

Als erstes habe ich schon mal das Bett eingebaut, welches als Hub-Bett in der Mannschaftskabine Platz fand. Unter die Decke gefahren, gibt es Platz für den Teleskoptisch und die Sitzgelegenheiten. Die Bänke vom Feuerwehreinbau bleiben erhalten. Ich weiß nicht, wie viele Beulen ich mir beim Betteinbau geholt habe, denn sehr viel Kopffreiheit ist darunter nicht. Zudem machte ich mir Zeitdruck weil ich glaubte, das Teil müsste für den Tüv eingebaut sein.

Eine Kaufbedingung war, dass das Fahrzeug Tüv und H-Zulassung hat. Allerdings war es in Hessen wohl nicht möglich, eine Wohnmobileintragung zu erhalten und so wurde der „Rudi“, so haben wir unseren Lkw auf Vorschlag meiner Frau getauft, als Löschfahrzeug eingetragen. Anmerkung: Mit H-Kennzeichen gibt es heute keine Eintragung als Wohnmobil mehr, außer es war bereits eines.

Telefonate mit dem bayerischen Tüv waren nicht zielführend. Es sollte noch einige Telefonate mit dieser Institution geben. Also zunächst beim Tüv Mainz angefragt, ob man aus einem Löschfahrzeug, welches es nach dem Ausbau aller Feuerwehr-einbauten ja nicht mehr war, etwas anderes machen könnte? So erhielt ich dann in Mainz problemlos die Eintragung zum Lkw mit geschlossenem Aufbau. Das Bett hat letztendlich gar nicht interessiert. Das zählt als Ladung, so der Kommentar des Prüfers.

Zur zusätzlichen Freude gaben bei der Fahrt nach Mainz noch meine Batterien den Geist auf. Aus Mangel an Ortskenntnissen musste ich die teuren Akkus bei der freundlichen Firma mit Stern kaufen. Diese wurden dann bald gegen leichtere und kleinere Spiralzellen-Batterien ausgetauscht. Das sind dann so Momente, bei denen man sich gerne eine Blutblase wohin beißen möchte. Sollte nicht die letzte bleiben.

So ein Feuerwehrauto hat natürlich einen Kofferaufbau. Unserer ist von Bachert, was laut einigen Stimmen nicht die Besten waren. Laut Gesetz dürfen aber die „Roten“ (Farbe: RAL 3000) nicht höher als 3,10m sein. Das heißt, der Koffer ist nicht höher als die Kabine (Hütte, wie wir Lkw-Fahrer sagen).

Gut, meine Frau und ich wachsen nicht mehr, aber der Koffer war eindeutig zu niedrig. Also haben wir ihn um 50 cm erhöht und darunter kam noch ein Hilfsrahmen. Beides hat für mich ein Freund erledigt, einiges billiger als bei den bekannten Umbauern.

Beraten lassen habe ich mich bei Toni Maurer in Türkheim. Die dortigen Ingenieure sind sich, im Gegensatz zu manch anderen aus der Branche, die teilweise auch noch recht zweifelhafte Ausführungen anbieten, nicht zu schade dafür und haben mir auch eine dazugehörige Elastomerfederung verkauft.

Dann kam die nächste Hürde. Wenn der Tüv die Erhöhung „frisst“, wird es wohl kaum möglich sein, auch die feuerwehrtypischen Rolljalousien auszubauen. Hier bekam ich dann einen entscheidenden Tipp von einem Magirus-Besitzer, den wir auf unserem ersten Sommertreffen 2019 in Hachenburg getroffen hatten. Er schlug mir vor, alles in den Koffer hinein zu bauen. Das wäre nämlich dann laut unseren Gesetzen „Ladung“. D.h. man sieht es hinter den Jalousien nicht und für den Tüv ist es nicht mehr relevant.

Nun hat so ein Feuerwehrauto allerdings Zwillingsbereifung. Die ist bei Fahrten im Matsch und Sand kontraproduktiv. Für die sogenannten Waldfeuerwehren hat es Einzelbereifung gegeben, aber der 1222 AF wurde nur bis 1988 gebaut. Daher war es für Mercedes auch nicht mehr nötig, die Unterlagen für die Teilzulassung (Anmerkung: Änderungen betreffend) aufzubewahren. Das hieß also wieder ewige Telefonate mit den Leuten vom Tüv. Das letzte Gespräch war dann bis zum Schluss ca. 15 Minuten fast zielführend. Doch dann kam, als ich schon still in mich hinein jubelte, die alles zerstörende Frage: ABER DER LKW HAT KEIN H-KENNZEICHEN, ODER?? Ihr erratet es – das war es erst Mal mit der Eintragung der Einzelbereifung.

Ein weiteres Manko von Feuerwehrfahrzeugen ist das geringe Tankvolumen. 120 Liter Diesel reichen locker zu jedem Einsatz. Aber in der Sahara oder der Wüste Gobi könnte es etwas knapp werden. Also Internetrecherche. Nach einigem Suchen stellte ich fest, dass da immer wieder eine Firma auftauchte. Telefongespräch

es passte. Fix einen Termin ausgemacht und ich mit Rudi nach Pfullingen in Baden-Württemberg.

Es war kurz vor dem Winter 2019 und so blieb er dort bis in Frühjahr 2020, da ich nicht bei Salzstreuung auf den Straßen fahren wollte und zudem der Werkstatt damit die Möglichkeit gegeben war, wenn es Freiraum gab an meinem Lkw zu arbeiten. Im Endeffekt sollte eine Tankanlage mit 500 Litern eingebaut werden (1 x 200 und 1 x 300 Liter). Der Vereisungsschutz für die Bremse musste auf eine Lufttrocknungsanlage von Wabco umgerüstet sein, die Elastomere – Federung für den Hilfsrahmen eingebaut werden und ganz wichtig, alles sollte incl. meiner Einzelbereifung Tüv haben.

Nach einem längeren Gespräch vor Ort wurde dies alles festgehalten. Ich würde in Kürze Vorschläge für die Tankanlage per Mail erhalten. So geschah es auch. Geld habe ich auch gleich mal dagelassen. Da fühle ich mich immer besser, wenn schon mal ein Teil bezahlt ist. Auch eine ungefähre Obergrenze wurde angesprochen. Ich ging schon damals von ca. 2 – 3000 € mehr aus, was sich allerdings noch zu einem viel höheren Preis auswachsen sollte.

In der Folgezeit kamen immer mal schöne Bilder vom Fortschritt. Dann kam mal eine WhatsApp mit der Info, dass jetzt 33 Stunden zu 85 € angefallen waren und dass das Gröbste nun wohl vorbei sei. Von mir kam immer mal wieder die Frage nach dem endgültigen Preis und ob wir ungefähr wie besprochen hinkommen würden. Es gab immer vage Antworten, wie: Wir machen das schon.

Mein Traum wäre fast geplatzt

Es wurde April und Rudi wurde fertig, incl. Tüv. Doch dann war ich erst mal fertig. Kurz nach der Mitteilung, dass alles geschafft sei, kam dann eine weitere WhatsApp: 244 Stunden zu 85 € wären zu berechnen – NETTO! Ihr seht es schon, mein Traum war nicht nur am Platzen, sondern am Explodieren – dreimal so viel wie ich angenommen hatte – unbezahlbar. Meine ganze Kalkulation war zerbröselt. Es gab ein, vor allem von meiner Seite, hitziges Telefongespräch und ich muss sagen ich habe selten einen so netten Werkstattinhaber kennen gelernt wie Herrn Korn von Truck Systems. Er zeigte volles Verständnis für meine Lage, an der war er zwar nicht ganz unschuldig aber er erklärte mir, sie wären so vertieft in den Umbau gewesen, der auch für Ihn teilweise Neuland war, dass Sie gar nicht auf die Kosten geachtet hatten. Meinen Traum wolle er auf gar keinen Fall zerstören. Im Endeffekt haben wir uns auf 2/3 des Preises und auf Ratenzahlung geeinigt. Für ihn war das auch ein Verlust. Aber er hat auch gelernt und baut zwischenzeitlich einige Fernreisemobile, Festpreise wird es da nicht mehr geben.

Jetzt beginnt der Ausbau und damit die kleinen(?) Probleme

Zurück in der Halle begann nun der Innenausbau sowie der Anbau eines Heckaufzuges fürs Moped (350er Suzuki) und das Ersatzrad. Ich muss dazu sagen, dass der Plan dafür in meinem Kopf entstanden ist und ich nie eine Zeichnung angefertigt habe. Bei der Entstehung des imaginären Planes drang öfter die Frage meiner Frau in mein Unterbewusstsein: Bist wieder beim Rudi? Das waren dann die Zeiten, in denen ich des Öfteren ins „Leere“ schaute und die Umwelt um meine Couch vergessen hatte. Dazu sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich Bautechniker und Maurermeister gelernt habe und glaube ein gutes räumliches Vorstellungs-vermögen zu haben. Das Problem ist dann ab und an, dass es mit der Umsetzung doch nicht ganz so genau klappt.

Doch für mich war es die Zeitersparnis(?) wert. Ich habe aus diesem Grund die Öffnungsrichtung der Tür aus der Dusche (unser Eingang geht durch die Dusche) und die Einstiegstreppe zum Fahrzeug geändert..

Ansonsten ist das Fahrzeug nach unseren praktischen Vorstellungen ziemlich einfach ausgebaut. Es gibt im ganzen Aufbau keine Schubladen. In allen Schränken sind Euroboxen. Dass Türen davor gekommen sind, ist meiner Frau geschuldet. Sie erklärte schlicht, als ich anbot nur Regale für Euroboxen einzubauen, dass Sie nicht Monate und Jahre in einem fahrbaren Regallager verbringen wolle. Andere wären mit meinem Ausbau vielleicht nicht glücklich, aber wie es endgültig passt muss sich noch herausstellen. Auf dem Sommertreffen 2023 waren wir jedenfalls sehr zufrieden.

Geändert werden muss auf jeden Fall noch die Befüllung der Wassertanks. Da hatte ich mich auf die Angaben des Pumpenmenschen und des Filterherstellers verlassen. Außerdem hat am Samstag unser Schneckengetriebe zum Hochkurbeln des Bettes den Geist aufgegeben und das Ersatzgetriebe lag natürlich zuhause in der Halle. Es war wohl etwas unterdimensioniert. Ich bin ein Verfechter von mechanischen Vorrichtungen. Dies ist am Bett und am Heckaufzug so. Die Hebeeinrichtung für das Bett wurde daher noch einmal modifiziert. Die erste war mit Gurtwinden gebaut. Allerdings bremsen diese nur in eine Richtung, nämlich beim Aufwickeln. Beim Ablassen des Bettes ist das ziemlich anstrengend. Mein Freund Helmut, ein erstklassiger Werkzeugmacher Meister, hat mir dann eine Welle mit Gurtrollen und einem Vierkant zum Aufnehmen des Schneckengetriebes von einer Markise umgebaut. Das Bett bleibt nun beim hoch oder herunterkurbeln mit einer Ratsche in jeder Höhe stehen. Tja, Physikunterricht ist nun schon eine Weile her, daher bin ich nicht gleich selbst auf diesen Antrieb gekommen.

Dann waren da noch die Dinge, die erstmal nicht durch falsche Einschätzung entstanden sind. So habe ich einen dreiflammigen Gasherd eingebaut. Sinnigerweise diesen dann auch noch mit Sikaflex (wer es nicht kennt, das Zeug hält wie Gift und vor allem da, wo es nicht soll) eingeklebt, um zu verhindern, dass Flüssigkeiten in den Zwischenraum zwischen Herd und Schrank laufen können.

Das sollte sich nicht als sinnvoll erweisen. Ca. 2-3 Wochen später hat mir ein Freund die Gasversorgung eingebaut. So weit so gut, aber beim Test ging die Oberhitze nicht (wer prüft schon einen Gasherd vor dem Einbau?). Also habe ich erst mal den Lieferanten angerufen. Nach einigem Hin und Her sollte ich den Herd an ihn zur Prüfung zurück senden. So habe ich also die Schrauben links und rechts vom Backrohr herausgedreht und die Verklebung so gut es ging mit dem Klingenmesser durchgeschnitten. Dann den Bügel an der Backrohrklappe genommen und nach oben gezogen (Grobmotoriker). Mit einem Knall zerbarst die Scheibe. Warum? Nachdem ich die völlig undurchsichtige Glas-Abdeckung über den Brennern hochgeklappt hatte waren links und rechts noch je zwei Schrauben zu sehen, die ich völlig vergessen hatte.

Nun die Frontverkleidung des Schranks gelöst, bewegte sich der Herd immer noch nicht. Jetzt war es schon egal. Ein Vierkantholz in den Falz von der Ofenklappe gelegt und vorsichtig mit dem 20t-Wagenheber hochgepumpt und siehe da, der Herd

löste sich. Wie sich herausstellte, war Sikaflex nicht nur um den Rand, sondern auch zwischen Schrank und Herd gelaufen.

Nach einer Beschwerde per Mail beim Lieferanten, dass ich durch den Funktionsfehler sehr viel Zeit für den Ausbau verbraucht hätte und mir auch noch die Klappe kaputt gegangen ist, bekam ich einen Anruf, dass ich einen neuen Herd als Ersatz bekommen würde (Fa. Camping Wagner). Glück gehabt.

Für die Wasseraufbereitung habe ich mich entschlossen, zusätzlich einen UV-Klärer (Wasserfilter der mit UV-Licht arbeitet) einzubauen. Wer sich schon mal umgeschaut hat, weiß was die Teile für Wohnmobile kosten. Also suchte ich im Aquarien- und Teichbereich und fand ein Gerät für unter 100 Euro. Das Teil habe ich dann provisorisch mit Schläuchen verlegt. Zum Testen war keine Zeit, weil das Fernreisemobil-Treffen in Enkirch vor der Tür stand und ich wie immer bis zum Schluss mit dem Womoausbau beschäftigt war. Noch schnell Wasser in die Tanks gefüllt und los. Beim ersten Versuch in Enkirch wunderte ich mich, dass die Pumpe nicht abschaltete. Allerdings kam ich nicht gleich darauf erst mal im Aufbau selbst nachzusehen. Als ich dann endlich nachgesehen habe, war schon einiges in den Bereich, in dem die Wassertanks verbaut sind, gelaufen. Ein vorsorglicher Reisender hat natürlich immer einiges an Werkzeug und Ersatzteilen dabei. Nach Ausbau des UV-Klärers und wieder Schließen des Kreislaufs war die Wasserversorgung für das Treffen gewährleistet. Im Endeffekt wurde es dann doch das teurere Gerät, welches ich dann aber über Kleinanzeigen neu für den halben Preis kaufen konnte. Meistens ist „billig“ halt dann doch teurer.

Wie schon oben beschrieben, gibt es einen Freund für den Einbau der Gasver-sorgung. Dieser hatte auch mal eine Firma für Fahrzeugbau. Meine Elektrik betrachtend verzog er etwas das Gesicht. Er hat dann alles überprüft und mir gezeigt, was alles zu ändern wäre. Im Endeffekt, habe ich dann den „Kabelsalat“ nochmal ordentlich verlegt, einen Messshunt, verschiedene Absicherungen eingebaut und den B2B-Lader ausgetauscht. Der verbaute war zu stark und über Kurz oder Lang hätte er die Lichtmaschine zerstört. Eine gute Woche Arbeit.

Wer so mal nachgerechnet hat, wird festgestellt haben, dass mittlerweile über 5 Jahre ins Land gezogen sind. Gut, ich habe meistens nur am Wochenende und im Urlaub gearbeitet und der Rudi war ein halbes Jahr in Pfullingen. Auch, dass meine Frau sich aus Gesundheitsgründen nur selten beteiligen konnte, hat sich natürlich auf die Zeit ausgewirkt. Und der Rudi ist immer noch nicht (ganz) fertig.

Im Ganzen betrachtet kann man schon nachvollziehen, warum die Custom-Wohnmobile so viel wie ein Haus oder eine Wohnung kosten. Aber weiter geht’s:

Der Rudi hat keine Sperre in der Hinterachse

Als Vorletztes möchte ich noch zur Differenzialsperre in der Hinterachse kommen. Man will ja sehen, was so ein Allradler kann. So habe ich den Rudi mal quer zur Auffahrtrampe eines Kiesberges vor der Halle in diese „Schikane“ gefahren. Vorne ging es gut rauf, aber an der Hinterachse war es dann vorbei (Bild Rudi im Kies). Raus ging es da leichter, weil rundherum Betonboden war.

Durch vieles Surfen im Internet zum Thema Fernreisemobile bin ich auf die „Pistenkuh“, respektive auf Burkhart Koch gestoßen. Der fährt seit 18 Jahren durch sämtliche Wüsten der Welt. Ich habe ihm dann geschrieben, dass ich keine Sperre in der Hinterachse habe, nur eine Mittelsperre und ob er glaubt, dass dies für Dünenfahrten in Marokko und Schlammpisten reichen könnte? Die Antwort war negativ. Also Hinterachse suchen.

Dazu muss man wissen, dass Mercedes und wahrscheinlich viele andere Hersteller aus dem 2. Weltkrieg nichts gelernt haben. D.h. immer noch werden Nutzfahrzeuge in zig verschiedenen Versionen gebaut. So gibt es für mein Fahrzeug ca. zehn verschiedene Achsen. Das nächste Problem ist die Übersetzung, von der es auch mehrere bei gleicher Achse gibt, was die Möglichkeit der Achsen ca. verdreifacht. Dazu kommt, dass Feuerwehren, bei denen der 1222 AF oft verwendet wurde, gute Fahrzeuge nicht einfach ausmustern und auf den Schrottplatz stellen. In der Regel wird das Auto auf der Zollplattform versteigert. Bei Mercedes gibt es keine Achsen für meinen Lkw mehr und was es auch nicht mehr gibt, sind die Halterungen für die zugehörigen Bremszylinder usw.

Die Preise für einen 1222 AF liegen gerade bei ca. 20.000 €. Die Idee ein ganzes Auto zu kaufen, fiel daher schon mal weg. Alle Verwerter in Deutschland und einige in Holland, Griechenland usw. hatte ich über eine Plattform kontaktiert. Da kamen tolle Bilder von Rostlauben mit Laufleistungen von 500.000 – 1 Million Km, mit Preisen über 2.000 €, Liegezeit unbekannt. Im Endeffekt muss man Glück haben, einen Unfallwagen oder die Teile daraus zu finden. Eine drei monatige Suche ging ins Land und noch immer hatte ich nichts wirklich sinnvolles entdeckt. Dazu geschockte Werkstattmeister, denen die Haare zu Berge standen wenn ich fragte, ob sie denn die Übersetzung von einigermaßen brauchbaren Achsen umbauen könnten. Den Meister von Aigner Trucks in Niederbayern hatte ich schon so weit, dass er es versucht hätte. Da kam am Sonntag vor Ostern, als ich aus Frust nochmal die Achssuche ins Netz eingab, die Rettung! Ein Verwerter aus dem Saarland bot eine Achse mit allen Anbauteilen an. Diese war auf den ersten Blick mit meiner völlig identisch. Am Montag habe ich dann sofort angerufen und erklärt, dass ich die Achse nehmen und gleich eine Anzahlung überweisen würde. Das Teil durfte mir keiner wegschnappen. Der Verkäufer wollte keine Anzahlung. Ich könnte die Achse auch gerne am Samstag außerhalb der Geschäftszeiten abholen.

Er schickte mir noch Angaben zur Fin (Fahrzeugidentifikationsnummer), dass die Achse 30.000 km gelaufen war und dass sie aus einer Feuerwehr stammte. Wie passend: Das Baumuster des Trägerfahrzeuges war das Gleiche wie meines. Also bis dahin schon fast ein Sechser im Lotto. Mein Chef erlaubte mir, den Firmen Caddy mit Hänger zu benutzen. Am Samstag ging es dann 450 km ins Saarland. Dort lud mir der Verkäufer die Achse auf den Hänger. Ich konnte mir einen Luftsprung nicht verkneifen, als ich unter dem Unterbodenschutz (der wird bei Feuerwehren immer gerne und viel aufgetragen) einen Teil einer Plastikfolie hervorschauen sah, unter der das Typenschild zum Vorschein kam. Darauf war die Übersetzung mit 38:8 angegeben, also genau die gleiche wie meine. Die einzigen Defekte waren der Signalgeber für die Anzeige im Cockpit und der Luftanschluss für die Schaltung der Sperre. Aber das ist bei Verwertern normal. Und der Hammer: Das Ganze zu einem Preis von 600 Euro! Ich hatte mich schon mit dem 10-fachen für Achse und Umbau usw. abgefunden. Bei Aigner-Trucks wurden dann die Anschlussstümpfe heraus gebohrt, das Öl gewechselt, die Entlüftung höher gelegt und alles eingebaut. Die Achse war in einem so guten Zustand, dass keinerlei Revision nötig war. Alles in Allem hat es mich dann etwas mehr als die Hälfte meiner ursprünglichen Annahme gekostet.

Noch eine Anekdote zum Schluss: Mein Schwager hat mir in einem ca. 3-stündigen Crashkurs das Schweißen per Schutzgas beigebracht. Ich bin Handwerker und habe als 16-jähriger 16 Monate eine Schlosserlehre angefangen und leider abgebrochen. Mit Metall hatte ich schon lange nichts mehr zu tun. So Manches habe ich daher vor mir hergeschoben, bevor ich mich daran getraut habe. Wie schon oben erwähnt, habe ich einen Heckaufzug. Dieser ist aus Schwerlast-Rollenböcken für große Schwebetore und den dazugehörigen C-Profilen montiert und von mir geschweißt. Er funktioniert selbst wenn nur das Ersatzrad (170 Kg) und zwei gestandene Männer auf einer Seite stehen. Also alles mechanisch, ohne Elektromotor höchstens mit dem Akkuschrauber.

Eine in der Szene sehr bekannte Firma hat mit einem bekannten Buchautor für Womo-Selbstausbau auch einen Heckaufzug gebaut. Der bleibt allerdings bei einseitiger Belastung hängen. Dies von Fachleuten, die nichts anderes machen als solche Fahrzeuge zu bauen. Das macht mich schon ein wenig stolz.

Fazit

Jeder, der nicht im Lotto gewonnen hat oder zu den Spitzenverdienern zählt, sollte sich nicht davon abschrecken lassen und seinen Traum vom eigenen Fernreisemobil verwirklichen: Ran an den Selbstbau.

Allerdings ist es neben dem handwerklichen Geschick wichtig, die Aussagen im Internet kritisch zu prüfen und viele Meinungen einzuholen. Ich bin gerne bereit bei Anfragen meine Erkenntnisse weiterzugeben. Dies allerdings ohne jegliche Gewähr.

Viel Spaß beim Stöbern in meinen Ausbauarbeiten.

 

Ankunft nach der Überführung aus Mainz

Der gesamte Feuerwehreinbau muss raus.

….auch der Tank

Mit viel Improvisation geht’s dann.

…und so sieht er dann fast leer aus.

Der Koffer musste erhöht werden, damit man drinnen stehen kann. Der Boden hat einen Gitterrohrrahmen bekommen.

Die Verkleidung des Koffers geht weiter und die Aussteifungen im Innenraum werden eingeschweißt. Sie bilden später die Seitenwände des Raums für das Bergewerkzeug.

Der Hilfsrahmen ist fast fertig und wird bald draufgebaut.

Die Hütte ist drauf und wir machen erste Verschrenkungsversuche.

Die Einzelbereifung ist drauf und Rudi ist zwischenzeilich in Pfullingen bei ITS Nutzfahrzeuge GmbH zum Einbau der Tankanlage, Anbringen der Federungen am Hilfsrahmen, die wir bei Toni Maurer in Türkheim gekauft hatten und dem Einbau eine modernen Lufttrocknungsanlage.

Hier ein paar Bilder aus Pfullingen

Der Unterfahrschutz für den Kühler, das erste selbst geschweißte Teillaughing

Jetzt geht es ans Eingemachte. Der Heckaufzug entsteht.

Der Heckaufzug ist daran.

Das Regal für die Euroboxen im Stauraum ist fertig zum Einbau

Die Solarpanele auf dem Führerhaus und dem Koffer und die Elektronik

Rudi im Kies versenkt

Die neue Hinterachse mit Sperre ist da.

Fenstereinbau

Klappeneinbau

Trenntoilette und Waschbecken

 

Duschwanne

Elektroinstallation manches habe ich zweimal gemacht

…wie z. B. die Kabelverlegung

Der Boiler gefühlte Lieferzeit ewig

Der Unterschrank im Rohbau

Schrank mit Küchenwasch-becken

Sonstige Ausbauarbeiten